Yangpu Riverside

Am 2. Mai waren wir zu ersten Mal auf dem Yangpu Riverside Walk.
Das ist ein ehemaliges Industrieviertel um die namensgebende Yangpu Brücke herum mit Docks, Kraftwerken und Fabriken von etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts, das in eine viele Kilometer lange, grüne Erholungszone nördlich des Flusses umgewandelt wird.

Es wird fleißig daran gebaut, manche Abschnitte sind noch gar nicht richtig zugänglich und man muss weg vom Fluss. Vor allem die Strecke um das Kreuzfahrtterminal zum Bund hin, auf der auch (Gewerbe-)Immobilien im High End-Bereich errichtet werden, ist noch Großbaustelle.

Etliche der alten Industriedenkmäler sollen erhalten werden. Auf den Zufahrtsstraßen von Norden her findet man zudem reichlich andere alte und nicht so sehr erhaltenswerte Bausubstanz, die aber noch bewohnt ist und genutzt wird.

Wir sind nachmittags mit der U-Bahn zu einer Haltestelle der Linie 12 gefahren und an einem kleinen Flüsschen entlang hinunter zum Huangpu Fluss gelaufen – eine Gegend in der wir beide noch niemals waren.

Natürlich war nicht alles so aufgelassen wie hier im Bild, aber von der Infrastruktur her ist in diesem Bereich tatsächlich noch nicht viel geboten, ich erinnere mich nur an eine Art Café, sonst gab es nicht viel.
Weiter “drin” im Bereich Tilanqiao auf der Karte unten wäre dann ein Hacker-Pschorr “Biergarten” gewesen, auch Lokale in einigen neuen Malls, aber das hat uns so gar nicht verlockt. Wir hatten beide eher Pizza vor dem inneren Auge, und so sind wir einfach zum “nächsten Italiener”, was noch eine lange Strecke war wie man hier sieht!

Insgesamt waren es an dem Tag ca. 15 Kilometer zu Fuß, wir sind nur ein bisschen östlich der Yangpu Brücke gewesen, dann haben wir beschlossen, dass wir das ein anderes Mal noch genauer erkunden müssen, da das zu viel würde.
Da wir die ganze Strecke über den Suzhou Creek zum Bund zurückgelaufen sind, weiß ich das mit den Baustellen genau. Zu trinken hatten wir dabei, aber es war schon recht heiß an dem Tag. Durstig und völlig ausgehungert sind wir endlich im “Goodfellas” an der Ecke Bund/ Yan’An gelandet, da hat das Bier dann aber so was von gut geschmeckt und Pizza gab es dort auch.

Mit dem nächsten Abstecher in dieses Viertel haben wir gar nicht so lange gewartet, am 31. Mai waren wir dort wieder unterwegs, diesmal mit der Drohne im Gepäck, denn Martin wollte die Yangpu Brücke bei Nacht von oben fotografieren. Also sind wir etwas später los, waren kurz vor Sonnenuntergang gegen halb Sieben dort und haben uns bis fast 21 Uhr herumgetrieben.

Die Yangpu Bridge ist ein bisschen wie Aschenputtel, unscheinbar am Tag, aber putzt sich richtig heraus wenn es Nacht wird.

Dieser Abschnitt östlich der Brücke ist schon fertiggestellt, es gibt genügend Sitzbänke und Holzliegeflächen, alles wunderschön und mit Verstand angelegt. Teilweise läuft man auf Stegen über das Wasser, teilweise gibt es senkrecht vom Riverwalk abgehende Gärten oder kleine Anlagen, irgendwo können Kinder sogar Wasser pumpen und pritscheln. Dazu dann die ganzen Beleuchtungen wenn es Nacht wird. Toll.

Fantasy Bubble – die Skulptur steht in einem Blumengärtchen, das an eine frühere Seifenfabrik erinnert. Ein paar der Wanddekorationen habe ich fotografiert:

Es waren Horden von Leuten unterwegs, Alte, Junge, Familien mit Kindern, viele mit Brotzeit im Gepäck, aber weil das sehr weitläufig ist und die Wege meistens sehr breit angelegt sind, hat das nichts gemacht.
Kurz nach Sieben in der Dämmerstunde haben wir diesen Ladekran von weitem gesehen, und da war natürlich klar, dass wir dort hin müssen!

Dort gab es auch so eine Art riesige Silos – irgendwo stand etwas von ash bucket – die wohl in einen Kunstraum umgewandelt werden sollen. Schön anzuschauen sind sie allemal, denn sie sind mit rundumlaufender LED-Beleuchtung geschmückt.

Ja, und was war jetzt da mit der Drohne, und wo sind die ganzen sensationellen Bilder…?
Mit der Drohne ist da so eine Sache.
Sie ist ordnungsgemäß angemeldet und versichert, und es gibt eine automatische Sperrung über GPS im Umkreis der beiden Flughäfen. In unserem Garten zum Beispiel hebt sie zum Beispiel gar nicht ab, da wir im Sperrgebiet des Hongqiao Airport sind. Theoretisch darf man dann also überall wo sie starten kann fliegen. Praktisch ist es so, dass in China an jeder Ecke Sicherheitsleute stehen, so was wie Schwarze Sheriffs, die durchaus eigene Vorstellungen haben, was man in dem von ihnen überwachten Gebiet so darf oder auch nicht.
Da kann man dann noch so freundlich argumentieren, auf den QR-Code der Drohne verweisen, der die Registrierung bezeugt, die App herzeigen, auf der man offiziell hier keine Einschränkungen hat usw. usf.

Ich weiß wovon ich spreche, denn die Drohne war hier zwischen den Silos und den Ladekränen noch keine fünf Minuten in der Luft, als mit einem E-Golfwagerl drei solcher Bao An daherkamen und Martin deutlich zu verstehen gaben, dass der Aus-“Flug” hiermit beendet sei.
Vor lauter Schreck, Stress und Adrenalin hat Martin die Drohne erst gar nicht mehr gefunden; die automatische “Komm nach Hause”-Funktion wollte er auch deshalb nicht anwenden, nicht dass die noch irgendwo reingekracht wäre.

Also habe ich geredet und geredet um die Bao An hinzuhalten, bestimmt weitere fünf Minuten Blut und Wasser schwitzend, und nebenbei Martin zugeraunt doch jetzt mal was zu machen, denn ich wüsste bald nicht mehr wie ich die noch bei Laune halten sollte….
Einer der Drei war eher von der gutmütigen Sorte, der fand das dann anscheinend interessant mit einer chinesisch sprechenden Ausländerin zu kommunizieren, hat mir sogar irgendwelche Ausdrücke ins Handy getippt, damit ich sie übersetzen lassen konnte. Es ging da um die Registrierung – na, die hatten wir ja, aber da kamen wir dann nicht weiter.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Martin die Drohne wieder geortet – ich war erstaunt, dass die so geduldig waren! – dann kam sie endlich auch in Sichtweite und wurde von Martin manuell perfekt gelandet.
Wir haben uns gegenseitig freundlich verabschiedet, doch einer der Drei hat tatsächlich noch so lange gewartet bis alles wieder zusammengeklappt im Rucksack verstaut war und wir auch wirklich abgezogen sind…
Um auf dem Rückweg zur Brücke einfach noch “ganz normal” weiter zu fotografieren.