Great Wall, Jin Shan Ling

1. Dezember 2016, morgens um 7:30 Uhr Aufbruch bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel, 4 Grad und idealen Luftwerten – manchmal hat man einfach Glück!
Nach gut zweistündiger Fahrt hatten wir Jin Shang Ling, einen Abschnitt der Mauer im Nordosten Pekings erreicht, der nach meinen Internetrecherchen weniger besucht und landschaftlich wunderschön sein soll. Alles richtig!
Unser erster Besuch der Mauer mit der Familie hatte uns ja am 1. April 2015 in den Nordosten Pekings geführt, wo wir bei bedecktem Himmel und einsetzendem Schneefall keineswegs so ideale Bedingungen wie dieses Mal vorfanden.

Von unseren drei Stunden auf der Mauer hatten wir die ersten beiden tatsächlich alles beinahe für uns alleine.

Über eine Agentur hatten wir für diesen Ausflug Fahrer und Auto gemietet, morgens ging es vom Hotel zur Great Wall, alles Gepäck war schon im Kofferraum, denn abends um 19 Uhr mussten wir am Südbahnhof den Hochgeschwindigkeitszug nach Shanghai erreichen.

Zum Glück konnte mir nichts (mehr) Derartiges passieren, da hatte ich ja “vorgesorgt”!

Unser Fahrer, Zhang Shifu, war wirklich einmalig, ein richtig Netter, der uns geradezu bemuttert hat. Am Parkplatz an der Mauer hat er uns zunächst mit Wanderstöcken ausgestattet, schon im Auto hatte er uns genaue Verhaltensregeln gegenüber den wegelagernden Souvenirverkäufern mit auf den Weg gegeben. In Lederslippern und mit leichter Jacke begleitete er uns dann noch leichtfüßig den steilen Anstieg bis hinauf auf die Mauer, damit wir uns nur ja nicht verirren und eventuell in die falsche Richtung oder über unseren Abschnitt hinaus in den nächsten laufen würden.

Was gar nicht möglich gewesen wäre, denn am Ende der Tour hat er uns zu unserer Überraschung sowieso oben auf der Mauer erwartet und uns zum Auto hinunter eskortiert, wo er schon Obst und Bier (! nach 5 Stunden Extremsport höchst willkommen!) für uns bereit hielt. Alles in allem eine perfekte Organisation, eine individuelle, liebenswürdige Betreuung, die uns richtig begeistert hat.

Ich habe absichtlich “Extremsport” geschrieben.
Christian und Beate werden das bezeugen. Die ersten beiden Stunden gingen noch ganz gut, es war zwar immer ein Auf und Ab, rutschig im Schatten wegen des Schnees, die Stufen zum Teil so hoch und zugleich so schmal, dass man eher krabbeln als gehen musste. Aber irgendwie machbar mit kleineren Stopps zum Schnaufen, äh… Fotografieren…

Nach zwei Stunden habe ich dann eine längere Pause gebraucht, da ich wegen meiner Erkältung einfach fertig war. Das ganze heiße Wasser aus der Thermos und (Beates) Halsbonbons haben bei meiner generellen schlechten Verfassung nur bedingt geholfen.
Zu unserem Erstaunen hatten wir übrigens an unserer Raststelle irgendwo mitten auf der Mauer ein top WiFi-Signal. Das ist China!
Nun wurde es beinahe so etwas wie voll – wir haben insgesamt wahrscheinlich an die 30 Leute vorbeikommen sehen – und es wurde richtig anstrengend.

Die schlimmste Stelle der ganzen Tour. Nach beinahe drei Stunden so ein Anstieg auf teilweise maroden Stufen. Da kamen dann doch langsam Zweifel auf.

Es wurde steil.
Dermaßen steil, wir waren uns zwischendurch nicht mehr sicher, wie wir das überhaupt noch schaffen sollten, zumal wir zwar einen Plan hatten mit dem man sich zwischendurch halbwegs orientieren konnte, wenn ein Wachturm doch einmal beschriftet war. Da die Gehzeit je nach Kondition und Stopps allerdings mit 2 – 5 Stunden angegeben war, hatte man aber einfach immer ein unsicheres Gefühl, wie weit sich das denn noch ziehen könnte. Röchelnd haben wir uns also die Anstiege hochgeschleppt, immer wieder Verschnaufpausen gemacht – und irgendwann war es dann tatsächlich geschafft.

Auch wenn wir alle Drei  so was von platt waren: Es war großartig.
Nicht perfekt – dafür hätte ich nicht krank sein dürfen – aber so irgendwie dann doch beinahe.
Ein unvergesslicher Tag. Ich bin schon gespannt auf meinen dritten Anlauf in diesem Jahr.