Wie habe ich neulich angefangen: Was soll ich dazu schreiben?
Ich weiß immer noch nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen und zu erklären.
Aus den Fragen und Kommentaren, die ich aus Deutschland bekomme, merke ich, dass man zwar schon informiert ist, aber sich nicht einmal im Ansatz vorstellen kann wie sich das hier auf das Leben auswirkt.
Eine Metropole hält den Atem an.
So fühlt es sich an.
Das Shanghai, das wir kennen, mit den Menschenmengen am Bund, den endlosen Staus, den Spaziergängern, Tänzern und TaiChi-Übenden in den Parks, das Shanghai der überfüllten U-Bahnen, der vielen tollen Ausgehmöglichkeiten, das bunte, laute Shanghai unserer Fotomotive, das gibt es derzeit nicht.
In einem nahezu leeren Flieger sind wir am Dienstag in den frühen Morgenstunden zurückgeflogen.
Vor der Security, dort wo man das Ticket herzeigt, schon die erste Messung mit der “Fieberpistole”, vor dem Einsteigen in die Maschine wieder, dann vor dem Aussteigen; im gespenstisch leeren Flughafen haben wir zwei Wärmescanner gesehen, ob es andere, nicht sichtbare gibt, wer weiß.
Unser braver Xu hat uns mit Maske versehen abgeholt und auf leeren Straßen sind wir in Rekordzeit zuhause gewesen.
Erschreckend, die Leere auf unserer Staufalle Wuzhong Lu oder in unserer Hong Jing Lu.
Kurze Bestandsaufnahme was die Vorräte betriftt, dann mit dem Shopper raus zum Proviant ranschaffen. In unserem F-Mart unter dem menschenleeren Platz gleich nebenan gab es alles was es sonst auch gibt, in ausreichender Menge, frisches Obst, Gemüse, Lebensmittel scheint nicht das Problem zu sein.
Wasser haben wir gehört, kann derzeit nicht wie üblich geliefert werden, das von Nestle in den 20-Liter-Tongs, die wir auf unseren Wasserspender hieven, ist nicht mehr erhältlich.
Handdesinfektion gibt es natürlich nicht mehr. Masken sowieso nicht, schon lange nicht mehr.
Die werden jetzt rationiert verkauft, nachdem es in den letzten Wochen zu Tumulten und Prügeleien gekommen ist unter den Menschen, die z.T. stundenlang Schlange standen an Orten, von denen man hörte dort sei wieder eine Lieferung angekommen.
Das funktioniert jetzt so:
Man muss sich zuerst persönlich bei seinem “Nachbarschaftskommittee” (das sind gängige lokale Verwaltungseinheiten in China) mit Pass, Aufenthaltsgenehmigung und Handynummer anmelden. Logisch, dass man zum Anstehen schon eine Maske braucht. Man darf inzwischen ohne Maske bei Strafe fast nirgendwo mehr hingehen, wo mehrere Menschen zusammenkommen. Man wird registriert und erhält später einen Anruf, wenn eine neue Lieferung da ist, bei der man zum Zug kommt. Dann muss man – wieder mit Maske – zum Verkaufsort hingehen, wo man derzeit 5 Masken pro Haushalt bekommt, die 22 Tage reichen müssen.
Wir haben das gar nicht erst angefangen.
Eine Maske, so hört man, könne man einen Tag lang tragen und hätte solange Schutz.
Das hieße dann ja, dass man um fünf neue zu kaufen, mindestens eine, wenn nicht sogar zwei verschwenden müsste.
Martin hatte in Phuket die zündende Idee, unseren netten Shuttlefahrer und eine Hotelangestellte, die zufällig auch mit dabei war um ihre Hilfe zu bitten auf der Jagd nach Masken.
In größeren Supermärkten und Apotheken war nichts zu holen – wir sind ja nicht die ersten “Chinesen”, die auf diese schlaue Idee kommen vom Urlaub was mitzubringen.
In einer kleinen Apotheke wurden wir fündig und haben sämtliche Bestände von N95 Masken aufgekauft, 60 Stück, dazu vier Flaschen Handdesinfektion.
Ein paar Masken hatten wir sowieso noch; insgesamt sind es jetzt gute 80 mit N95 Standard, dazu 16 chirurgische (von DDS Dental Care), tja, und von meinen bereits erwähnten “Wundermasken” passen zwei schon mal nicht. Zu klein. Jetzt haben wir also nur zwei solche wie hier oben zu sehen.
Zudem sollen sie zwar 210 – 370 Stunden halten (je nach Luftverschmutzung), haben N99 Standard, aber garantiert virensicher sind sie auch nicht. Ich denke, man kann die chirurgischen drunterziehen.
Wie hier zu sehen: In Shanghai ist es ja noch super!
Sorgt euch nicht zu viel, wir versuchen das auch 😉
Wir haben einen guten Vorrat an Masken.
Ich habe nicht vor, groß rauszugehen, wenn ich nicht muss, bin seit Dienstagmittag im Haus.
Martin ist heute in der Arbeit, obwohl ja offiziell alle nicht lebenswichtigen Betriebe noch geschlossen sein müssen, und bespricht mit Kollegen wie es weitergehen soll.
Natürlich mit Maske! Und Sicherheitsabstand!
Was das für Martin und die Kollegen, die ganze Firma bedeutet, dazu dann später mal.
Ich muss jetzt kochen. Habe schon gestaubsaugt und das ganze Haus geputzt. Die Ayi ist noch in der Anhui Provinz, kommt angeblich am Montag mit dem Schnellzug, wenn der überhaupt fährt.
Dann muss sie aber sowieso erstmal in “Quarantäne” zuhause für zwei Wochen.
Das ist überhaupt die kritische Frage: Wie wirkt sich die Rückreisewelle nach den zweifach verlängerten CNY-Ferien aus?
Viele werden jetzt aus ihren Heimatprovinzen zurück in die Städte kommen und man erwartet einen Peak bei Neuerkrankungen.
Überall gibt es schon Quarantänevorschriften für Reisende, die innerhalb Chinas reisen, jeder, egal woher er kommt, muss sich mit Reisedaten, Verkehrsmittel usw. registrieren so wie wir.
Je nachdem, wo man vorher war, und je nach Wohnort (manche Städte sind strenger als andere), bedeutet das, wenn man symptomfrei ist, sieben oder 14 Tage zuhause zu bleiben.
Wenn man in der Hubei Provinz war, sind die Vorschriften strenger, 14 Tage zuhause bei Symptomfreiheit, zudem zweimal täglich die Temperatur messen und protokollieren lassen.
Die Schulen und Kindergärten hatten sowieso die Anordnung bis 17. Februar zu schließen. Gestern wurde das auf Ende Februar ausgeweitet.