AUS Jervis Bay

Die Fahrt von Sidney nach Jervis Bay auf dem sogenannten “Grand Ocean Drive” schien zunächst nicht so besonders spektakulär, es dauert doch eine ganze Weile, bis man aus dem Großraum Sydney kommt und sich dem versprochenen Ozean annähern kann. Von den Kilometern her war es nicht so weit, ca. 200 nur, so dass wir natürlich für unterwegs auch schon mal was eingeplant hatten.

Sobald man den “Royal National Park” erreicht – Australiens ältester Nationalpark übrigens, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gegründet – wird es landschaftlich schön. Lichte Eukalyptuswälder, Regenwald und Buschland wechseln sich ab, es riecht gut, Grillen zirpen, Vögel zwitschern, wir hatten strahlenden Sonnenschein und haben, kaum im Park, in Audley am Infopoint gleich mal eine Kaffeepause ein- und Sonnencreme 50+ aufgelegt.

Sowohl die Übersichtskarten im Park als auch der Reiseführer versprachen einen schönen Hike vom “Otford Lookout” zum Werrong Beach – einer von unzähligen Wanderwegen die den Kontinent zu durchziehen scheinen.

Links im Bild mein winziger Mann, kaum zu erkennen.

Vom kurzen Hin und Zurück, um was zu schauen (die üblichen Lookouts), bis hin zu Rundwegen, den langen coastal tracks oder Inland hikes – Australien hat für Wanderwillige jede Menge zu bieten. Überall wo wir waren, gab es gratis Karten oder Flyer, alles ist toll markiert, die Leute in den Infobüros geben sich meist richtig viel Mühe, das Passende für jeden Bedarf vorzuschlagen.

Den Werrong Beach, der sich dann als “nudist beach” herausstellen sollte, hatten wir bis auf zwei, drei andere Leute, die schon da waren oder nach uns kamen, komplett für uns allein. Da der knapp einstündige Abstieg im dichten Regenwald sehr schweißtreibend war, haben wir uns kurz ins Wasser gestürzt, ein bisschen was gegessen, um dann aufgeschreckt von immer dunkleren Wolken und erstem Donner hurtig den Aufstieg anzutreten.

Zen-Steine am (noch) sonnigen Werrong Beach. Die Farben des Wassers sind überirdisch schön.

Im Regenwald ist man ja glücklicherweise unter hohen, dichten Bäumen gut vom Regen geschützt, aber Blitz und Donner wurden immer bedrohlicher, so dass wir beim Aufstieg tatsächlich wesentlich schneller als beim Abstieg waren! Auf der letzten ebenen Strecke war uns doch schon etwas mulmig, das Gewitter war über uns und wir sind gerade noch vor einem mords Regenguss ins Auto gesprungen und weiter ging es in Richtung Huskisson, wo wir zwei Nächte bleiben wollten.

Irgendwann mussten wir – wie viele Vernünftige andere auch – einfach am Seitenstreifen des Highways stehenbleiben und abwarten, weil die Scheibenwischer diesen Unmengen von Wasser einfach nicht gewachsen waren.

Das Kiama Lighthouse, unser nächstes Ziel auf dem Weg, haben wir noch trocken erreicht, im Hintergrund aber schon schwarze Wolkenwände, Donnergrollen und alle paar Sekunden ein Blitz. Von unterhalb des Leuchtturms haben wir beide einfach “draufgehalten”, wie man so schön sagt, Martin mit der Kamera, ich mit dem Handy, um hoffentlich einen Blitz zu erwischen.
Abends dann beim Durchsehen der Fotos dieser Fund!
Da hatte ich einen Glückstreffer gelandet, den ich im Eifer des Gefechts gar nicht bemerkt hatte.

Oder in der Aufregung!
Als es nämlich dort auch zu schütten und richtig zu gewittern anfing, waren wir beide gerade direkt neben dem Leuchtturm, dessen Infotafel ich fotografieren wollte, als über uns der Blitz in ihn einschlug. Der Satz, den ich dabei vor lauter Schreck gemacht habe, hat das Bild komplett verwackelt, also weiß ich jetzt nichts weiter über den Leuchtturm. Macht auch nix, 19. Jahrhundert oder so.

Auf dem Weg zum Cave Beach

Nächster Tag mit strahlendem Sonnenschein, einer Bootstour, die wir nicht gebraucht hätten, aber gut, und dann eine Fahrt weiter in den Nationalpark hinein, zu wenig besuchten weißen Stränden. Viele der Wälder in allen Landesteilen, in denen wir waren, sind partiell abgebrannt und wachsen gleichzeitig wieder nach, schwarz verkohlte Strünke wechseln sich mit neuem Grün ab, was als “die Natur erneuert sich selbst” angesehen wird, sofern es keine Menschen beeinträchtigt.

Den Iluka Beach hier oben im Bild hat uns unser “Aushilfs-Frühstücksmacher” im B&B empfohlen, weil er nicht so voll ist. Richtig.
Wir sind nur leider relativ spät dort angekommen, der Wind war sehr stark, so dass wir nach einen kurzen Badeaufenthalt weitergefahren sind.

Was sich als Glücksfall erwiesen hat. Ein Wegweiser am Straßenrand kündigte ein “Hole in the Wall” an, und da wir vor dem Abendessen noch Zeit hatten, dachten wir, komm, schauen wir mal. Nachdem wir dem Weg durch den Wald hinunter zum Strand gefolgt waren, erst einmal Verwirrung, denn wir haben nach Links geschaut. Beim Umdrehen war dann alles klar…

Unser Timing war auch genau richtig, denn man kann dort nur bei Ebbe direkt  hingehen. So kommen wir also alle in den Genuss von mir in großer Pose 😉 und damit verabschieden wir uns auch schon wieder von Jervis Bay und der Küste südlich von Sydney, denn weiter ging es am nächsten Morgen in die Blue Mountains, ins Landesinnerem Richtung Nordwesten!