25

“Da Ivo” hat ja nun schon so etwas wie Tradition bei uns. In dieser Reihe gibt es schon 22 und 24, und heute am 12. Oktober 2020 heißt es nun also 25!
Das Datum teilen wir uns mit einem prominenten Paar, na, wer weiß es noch…?! Kleiner Tipp: ist bei denen nun schon 210 Jahre her….
Macht gar nichts, dass heute nur ein ganz normaler Montag ist, man muss die Feste einfach feiern wie sie fallen! Silberhochzeit, wie das schon klingt, irgendwie wie etwas für ältere Herrschaften, die nach Bad Gögging fahren zur Kur und dort Bingo spielen. 🙂
Schad, dass ich kein Original-Hochzeitsfoto vom Standesamt in Solln hier in Shanghai habe, das gäbe einen netten Kontrast.
Martin sagt ja immer, dass wir jetzt viel besser aussehen als früher. Was die Mode und die Brillen betrifft, auf jeden Fall! Und alles andere schauen wir einfach nicht so kritisch an…

Hahaha!
So hatte ich gestern vor dem Ausgehen schon “vorgearbeitet”, damit ich “nachher” nur noch ein paar schöne Bilder reinzustellen brauche.
Und ab geht der Post. Dachte ich mir so.
Manchmal kommt es aber anders als man denkt.
Und “schöne Bilder” gibt es gleich gar nicht, wir kaum welche gemacht, und die in eher fragwürdiger Qualität.

Als wir gestern im Da Ivo ankamen, fanden sie zunächst unsere Reservierung bei Nennung meines Namens nicht auf ihrem Tablet. Ich hatte wie üblich online über eine App gebucht mit dem Vermerk “Silberhochzeit”, “Tisch am Fenster mit schöner Aussicht”, und wie im vergangenen Jahr daraufhin auch einen Anruf bekommen, um all diese Details zu bestätigen.
Auf Vorzeigen der Emailbestätigung hieß es dann, ach, ihr seid die “Chope-Buchung”, und es wurde ungelogen ein kleiner Post-It-Schnipsel mit handschriftlicher Notiz vom Board gezogen und wir wurden durch das Restaurant eskortiert.
Immer weiter nach Hinten.
Durch das ganze Restaurant, vorbei an unserem Top-Platz vom letzten Jahr hin zu einem separaten Raum direkt neben den Toiletten, der früher für kleinere Gesellschaften (sehr kleine, der Raum hat vielleicht 30m²) im “Trattoria-Look” mit rot-weiß-karierten Tischdecken hergerichtet war.
Nun war er mit kleinen Zweiertischen vollgestopft, an denen teilweise schon einheimische Gäste saßen.
Und ein (Alp-)Traum in Beige.

Wir bekamen unseren Fensterplatz wie gewünscht.
Nicht mit Aussicht auf Bund, Nordbund und Lujiazui, aber immerhin auf den Fluß. Mit dem Fährterminal unterhalb.
Wir saßen über Eck, das ist ja bei Aussicht im Prinzip ok, so hat jeder was davon. Allerdings war unser Tisch links an eine Säule geschoben, an der direkt neben Martins Ellbogen noch ein leerstehender Tisch mit Stuhl stand, der uns angepriesen wurde als praktischer Ablageort für unserer Sachen. Ich hatte rechts neben mir das Fenster, hinter meinem Stuhl war der Raum zu Ende, und gefühlt einen Meter schräg links hinter mir saßen schon die Nächsten.

Wir haben beide gesagt, so nicht.
Entweder einen anderen Tisch im wunderschön dekorierten Restaurant mit seinem venezianischem Pomp, dem Gold und den Spiegeldecken, oder wir gehen.
In diesem beigen Kabuff mit Null Atmosphäre und viel zu eng gestellten Tischchen wollen wir nicht bleiben. Zumal man für ein schönes Menu mit Wein was uns ja vorschwebte dort gute 500 Euro hinlegen muss.
Während ich die so ideal nah gelegenen Waschräume aufsuchte, hat Martin das dem Personal verdeutlicht. Worauf sie ihm den Raum nebenan angeboten haben (das habe ich erst nachher erfahren), ein ebensolches beiges Kabuff, nur mit zwei größeren Tischen und komplett leer. Echt stimmungsvoll.

Als ich wieder dazukam, wurde im Hauptraum noch lustig verhandelt, Martin war schon super angefressen (später habe ich erst richtig verstanden warum), und wir bekamen schließlich einen Fensterplatz nahe am Eingangsbereich mit hautptsächlicher Aussicht auf das ICBC Hochhaus auf der anderen Straßenseite zugewiesen.
Wir haben kurz überlegt und dann gesagt, nein, akzeptieren wir nicht.
Wir also in Richtung Aufzug marschiert, was dann doch gewissen Aufruhr beim Personal auslöste, da waren ja nun schon einige involviert, die beiden am Empfang fingen dann gleich noch lautstark auf Chinesisch an über uns zu meckern, weil uns ja überhaupt nichts passen würde, worauf ich sie angeraunzt habe während irgendeine Art Höherer wissen wollte, ob er uns denn helfen könne…
Ich habe ihm kurz gesagt was Sache ist, Martin hat mehrmals sehr, sehr streng gesagt, wie unmöglich er das findet und wir haben den Aufzug geholt.
Worauf er uns mit einem “richtig tollen separaten Tisch” zurückhalten wollte.
Nix da! Die Nummer war für uns durch.

Unser Eindruck war, dass sie die Gäste in “A” (direkt bei ihnen reserviert) und “B” Kategorie unterteilen (die die über Apps buchen, wofür sie dem Provider Provision zahlen müssen). Daher wohl der offizielle Sitzplan für das Restaurant auf dem Tablet und der Post-It fürs Kämmerchen…
Warum haben wir uns denn eigentlich so aufgeregt?!
Wenn man alles nüchtern betrachtet – unser Wunsch war erfüllt worden.
Ein Fensterplatz mit Aussicht.

Also sind wir den Bund hochspaziert zum “M”, weil wir da immer willkommen sind und wie liebe Gäste behandelt werden, sogar wenn wir wie gestern nicht reserviert haben und wegen des Nationalfeiertags das halbe Restaurant voll mit einer Riesengruppe von Spaniern ist.
Zunächst saßen wir also auf der Terrasse, sind dann aber nach Innen umgezogen, weil es doch zu windig und kühl war.
Das war jetzt auch nicht der allertollste Abend, den wir dort jemals verbracht haben, aber mei…!
Wir haben das Herbstmenu mit Weinbegleitung genommen, man hat uns freundlich umsorgt und Martins heißgeliebte “Pavlova” war da auch mit dabei.
Sogar mit etwas verlaufener Gratulation…

Ach ja, und das Lilienbouquet im Titelbild, das ist übrigens vom Xu 🙂
Martin hat schnell noch ein Selfie gemacht, als er uns daheim abgeliefert hat.

Ein wirklich unvergesslicher Hochzeitstag!!